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Siegen bis zum Klimakollaps

Niedrigenergiehaus

Im Jahre 2004 haben wir uns ein Eigenheim geleistet, um endlich mehr Platz für unsere Familie zu haben. Grundlegende Prämisse an unser neues Haus waren möglichst niedrige laufende Kosten - also ein möglichst geringer Energieverbrauch. Ursprünglich sollte es ein Passivhaus oder KfW40-Haus werden, aber das war mit unseren Mitteln nicht zu realisieren, da wir auch das Grundstück kaufen mussten. Statt dessen entschieden wir uns für ein KfW60-Haus - mit der Möglichkeit zum "KfW40-Upgrade".

Grundstück

Für den Bau eines Niedrigenergiehauses ist zunächst die Lage und Form des Grundstücks und des Hauses von hoher Wichtigkeit.  Das Haus soll so aufgestellt sein, dass wir über große Fensterflächen von Süden her möglichst viel Sonne einfangen, um durch einen passiven solaren Beitrag im Winter Heizkosten zu sparen.  Das bedeutet für das Grundstück eine unverbaute Sicht nach Süden. Für das Haus bedeutet das eine Aufstellung  mit der Längsseite in Südrichtung.

Haus

Um die Energieverluste des Fundaments (und auch die Baukosten) möglichst gering zu halten verzichteten wir auf einen Keller und entschieden uns für eine Bodenplatte. Als Kellerersatz sollte später ein geräumiger separater Gartenschuppen angeschafft werden.  Das Aussenmauerwerk besteht aus Porotonsteinen mit zusätzlich 16 cm starker Aussendämmung. Um die Energieverluste der Gebäudehülle ebenfalls klein zu halten, haben wir auf Fenster auf der Nordseite verzichtet. Nur eine Nebentür in den Hauswirtschaftsraum war dort zwingend erforderlich. Weiterhin sorgt ein Dachüberstand von ca 1,60 m Breite dafür, dass wir im Sommer eine gute Abschattung der Südfenster erreichen. Weiterhin schonen Dachüberstände unseren Aussenputz und halten Wind und Wetter ab, so dass man auch bei einen warmen Sommerregen draussen unter dem Dachüberstand Schutz findet.

Heizungssystem

Für das Heizungssystem entschieden wir uns für eine Erdwärmepumpe vom Typ Fighter 1210 der Firma Nibe mit Flächenkollektoren in ca. 1,20 Tiefe. Die Flächenkollektoren der Wärmepumpe wurden auf dem Südteil des Grundstücks auf ca. 56 m² verlegt. Bei der Zusammensetzung des Erdreichs ist darauf zu achten, dass nicht zu lehmiger Boden verwendet wird, da er das versickernde Regenwasser bis zu den Kollektoren der Erdwärmepumpe durchleiten muss. Um die Leistung des Kompressors der Erwärmepumpe auf 5 kW zu begrenzen, entschieden wir uns für die Installation einer Fussbodenheizung sowohl im Erdgeschoss als auch  im oberen Stockwerk. Moderne Fußbodenheizungen benötigen im Gegensatz zu Radiatorheizungen eine geringe Vorlauftemperatur von etwa 25-30°C im Winter (anstatt 60°C für konventionelle Heizungssysteme). Das bedeutet während der Heizperiode einen wesentlich geringeren Energiebedarf - und spart Heizungskosten. Den für den Betrieb der Wärmepumpe erforderlichen elektrischen Strom beziehen wir über den Ökostomanbieter Greenpeace Energy.

Lüftungsanlage

Wie in einem KfW40- und Passivhaus wollten wir auch auf eine geregelte Be- und Entlüftungsanlage nicht verzichten. Hierzu installierte uns unsere Baufirma ein Pluggit-Lüftungssystem mit einem Avent-Wärmetauscher. Dem Lüftungsystem vorgelagert haben wir im Garten einen Erdwärmetauscher mit einem etwa 30m langen Register verlegt. Dieser sorgt im Winter dafür, dass die Temperatur Zuluft für unser Lüftungsgerät auch bei starkem Frost nicht unterhalb von 0° C fällt. Dies ist eine einfache aber Heizungskosten sparende Methode. Im Sommer führt der Erdwärmetauscher zu einer Abkühlung der heißen Aussenluft durch das Erdreich. Durch die Verwendung der Lüftungsanlage haben wir in allen Räumen stets frische Luft, ohne die Fenster öffnen zu müssen. Der Wärmetauscher der Lüftungsanlage holt über 90% der in der Abluft steckenden Wärme wieder zurück und mit dem Filtersystem des Wärmetauschers der Lüftungsanlage und des Erwärmetauschers erreichen wir eine sehr effektive Filterung der Aussenluft von Staub und Pollen.

Energieverbrauchsstatistik

Aus der folgenden Grafik lässt sich der monatliche Energieverbrauch von 2004-2009 ablesen. Die orangen Balken bedeuten den Normalstromverbrauch für die Haushaltsgeräte; die grauen Balken beschreiben den Verbrauch der Erdwärmepumpe für Warmwasser und Heizung. Man erkennt (bis auf einige Ausreisser), dass der monatliche Normalstromverbrauch in engen Grenzen zwischen 200 kWh und 350 kWh schwankt, wohingegen die Erdwärmepumpe im Sommer nur für das Warmwasser Energie benötigt (etwa 70 kWh); im Winter dagegen im Schnitt monatlich bis zu 550 kWh. Interessant ist der Ausreisser im Dezember 2008. Vermutlich war dort zusätzlich nicht nur die elektrische Zusatzheizung im Betrieb, sondern auch die im Dezember verwendete Adventsbeleuchtung!

 

Energieverbrauch KfW60

Eine andere Statistik (s. Tabelle) zeigt den Jahresverbrauch der Wärmepumpe und der Haushaltsgeräte für die Jahre 2005 - 2008.

Jahr Wärmepumpe (Heizung & Warmwasser)
Strom sonstige Geräte
Gesamt
2005 2812,7 kWh 3372,5 kWh 6185,2 kWh
2006 2785,8 kWh 2995 kWh 5780,8 kWh
2007 2430,8 kWh 3073,4 kWh 5504,2 kWh
2008 2489,55 kWh 2897,1 kWh 5386,65 kWh

Durch die Verwendung energiesparender Haushaltsgeräte bzw. Verzicht auf z.B. Umwälzpumpen, Plasmafernseher, Mikrowelle und leistungsstarker Aussenstrahler konnte die üblicherweise angesetzte Jahresenergiemenge von 4500 kWh für einen Vierpersonenhaushalt merklich unterschritten werden (Spalte 'Strom sonstige Geräte').

Die monatlichen Verbrauchskosten belaufen sich auf etwa 45 EUR für die Wärmepumpe und 55 EUR für den Haushaltsstrom (bei 22 ct/kWh).

Fazit

Insgesamt haben sich alle Maßnahmen sehr gut bewährt. Wir haben nicht nur durch die Südausrichtung unseres Hauses überall Sonne im Haus, sondern haben für unsere 4-köpfige Familie ein für ein KfW60-Haus sehr gute  Energieverbrauchswerte erreicht - etwa  3000 KWh für  den  Haushaltsstrom und  2500 kWh für den  Verbrauch  der Erdwärmepumpe (zuständig für Warmwasser und Heizung - s. Tabelle) jährlich.

Blick in die Zukunft

Für die Zukunft haben wir eine Phtovoltaikanlage geplant; hierzu haben wir uns bereits einen größeren Sicherungskasten einbauen lassen und ein Kabel der entsprechenden Stärke vom Sicherungskasten auf den Dachboden verlegt. Weiterhin werden wir zukünftig die Hausdämmung verbessern, wenn wir die Möglichkeit haben, unsere Wirus-Fenster durch 3 -fach verglaste Fenter zu ersetzen.